Produkttester gesucht!“ „Beantworten Sie diese 3 Fragen und erhalten Sie ein Gratis-Testpaket“ – Kommen Ihnen diese Sprüche bekannt vor? Vielleicht wurde Ihnen diese oder eine ähnliche Anzeige auf YouTube, Facebook oder anderswo angezeigt. Was steckt dahinter? Spielen wir das Szenario einmal durch …
(Bildquelle: https://zufallsmagie.de/)

„Coca-Cola führt eine Aktion durch!“ Naja, das ist ja ein seriöses Unternehmen. Denen wird man ja wohl noch vertrauen dürfen.

Die Fragen sind schon etwas privater Natur – wie viel kohlensäurehaltige Getränke von Coca-Cola ich konsumiere, ist eigentlich nicht für jedermanns Ohren bestimmt. Aber wenn die es unbedingt wissen müssen …

Für einen Jahresvorrat Coca-Cola kann man ja schon einmal ein paar harmlose Daten angeben. Was soll schon passieren? Es fragt ja niemand nach den Zugangsdaten für mein Online-Banking.

Na bitte. Ganz harmlose Fragen waren das. Nun werden nur noch die Angabe von Name, Vorname und Email-Adresse verlangt. Das sind ja nun wirklich keine sensiblen Daten.

Haben Sie sich schon überlegt, wo Sie den Jahresvorrat Coca-Cola einlagern werden? Aber noch haben Sie den Gewinn nicht in der Tasche.

Oh. Adresse, Geburtsdatum und Mobilfunknummer sollen Sie auch angeben? Naja, ist eigentlich logisch. Die Adresse wird für die Anlieferung des Jahresvorrats Blubberwasser benötigt. Die Angabe des Geburtsdatums soll sicherstellen, dass auch nur Volljährige an dem Gewinnspiel teilnehmen. Und die Mobilfunknummer … wird sicherlich für den Fall von Rückfragen benötigt. Sicher ist sicher.

Also gut, so schlimm war das doch nicht, oder? Ist ja alles kein Staatsgeheimnis und bei Coca-Cola sind Ihre Daten schließlich sicher. Aber halt, es geht ja noch weiter.

Die Registrierung wird erfasst – super! Die Gewinnchance verdoppeln durch die Beantwortung von weiteren 5 Fragen? Die ersten Fragen waren ja auch nur irgendwelche Fragen zu Coca-Cola. Wird im Schnelldurchlauf erledigt.

Vielleicht wollen die jetzt noch ein paar Fragen zu Pepsi stellen.

Ok … Naja, schwindeln wir mal. Das geht ja nun wirklich niemanden etwas an.

Etwas komisch ist das jetzt schon, oder?

Ein 50 €-Reisegutschein? Klingt gut. Aber kostenpflichtig bestellen? Nein, dann doch lieber nicht. – „Nein, ich möchte keinen Reisegutschein.“

Tut weh, den Reisegutschein zu verlieren. Aber kaufen möchte ich nichts. Ich will ja in keine Abofalle geraten.

Kein Reisegutschein, aber ein anderer Sofortgewinn. Ok. Ja, den Gewinncode möchte ich per SMS erhalten.

Die Telefonnummer hat Coca-Cola ja schon. Und diese NextMedia GmbH als Partner von Coca-Cola wird auch ein seriöses Unternehmen sein.

Nein, diese Zeitschriften sagen mir alle nicht zu. Also „Oder weiter“.

Gut, dass man überspringen kann.

Oh. Eigentlich wollte ich doch nur 5 Fragen beantworten. Also gut. Es geht hier um einen Jahresvorrat (!) Coca-Cola! Augen zu und durch.

Mist! Dann eben die AUTO, MOTOR & SPORT. Als Toilettenlektüre sicherlich geeignet. Ist schließlich kostenlos.

Ein Probeabo. „Jetzt kaufen“ klingt recht verbindlich. Aber ist ja nur für 3 Testausgaben.

Also gut, das waren jetzt genug Fragen. Sind wir damit am Ende?

Nein, das war noch nicht das Ende. Aber Sie können sich sicher sein, dass hier noch weitere Abofallen aufgestellt waren.

Auch wenn dieses „Gewinnspiel“ den Eindruck erwecken mag, dass es von Coca-Cola veranstaltet wird – Coca-Cola hat damit nichts zu tun. Auch wenn auf der ersten Seite ausdrücklich steht „Coca-Cola führt eine Aktion durch!“

Der Veranstalter des „Gewinnspiels“ ist die Zooloo LLC mit Sitz in Georgien. Und dieses Unternehmen interessiert sich weniger für kohlensäurehaltige Getränke, als vielmehr für Ihre Daten. In der Datenschutzerklärung heißt es auszugsweise:

Wir geben Ihre Daten (Postadresse, Telefonnummer, Email-Adresse, IP-Adresse und Geburtstag) an die unten aufgeführten Marketingdienstleister weiter, die sie für eine Vielzahl von Direktmarketing-, gezielten Werbe-, Mess- und Identitätsauflösungszwecken verwenden. (Quelle: https://mogeba.de/cms_1173_77.html)

Welche Unternehmen Daten erhalten, erklärt das Unternehmen nicht. Sie dürfen aber getrost damit rechnen, dass Ihre Daten auf Listen landen, auf denen Sie nicht stehen wollen und dass Sie zukünftig vermehrt Anrufe, SMS und Emails bekommen werden.

Wenn Sie denken, dass Sie aus dem Probeabo so leicht herauskommen, beantworten Sie mir bitte folgende Frage: An welches Unternehmen richten Sie Ihre Kündigung, oder Ihren Widerruf? An die Zooloo LLC? Erwischt! Der Vertrag über das Zeitschriftenabo kommt nicht mit der Zooloo LLC zustande, sondern mit der EXCLUSIV Marketing GmbH.

Sie haben den Namen dieses Unternehmens auf den Screenshots nicht gelesen? Stimmt. Das ist auf den Screenshots auch nicht zu sehen. Diese Information erhält man nur, wenn man den kleinen Link „Impressum“ anklickt. Dort versteckt sich kein Impressum, sondern tatsächlich sind dort „Lieferbedingungen“ aufgeführt und eine Widerrufsbelehrung. Richten Sie Ihren Widerruf oder Ihre Kündigung an die Zooloo LLC, hat das rechtlich keine Wirkung.

Bei diesen und anderen Gewinnspielen können Sie nur verlieren – nämlich die Kontrolle über Ihre Daten. Auch wenn nicht bekannt ist, ob Ihre Daten im hier geschilderten Fall zu mehr genutzt werden als zu aggressivem Marketing und Abofallen, lässt es sich zumindest nicht kontrollieren, wer Ihre Daten erhält.

Schon mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse können Kriminelle Ihre Identität missbrauchen und Bestellungen auf Ihren Namen auslösen. Sie denken, dass Sie nichts zu befürchten haben, wenn Sie nichts bestellt haben? Das ist in der Theorie richtig. In der Praxis dürfen Sie damit rechnen, dass Sie Post von den Opfern dieser Betrugsstraftaten erhalten. Und auch Post von Inkassounternehmen, der Polizei und Gerichten. (So wehren Sie unberechtigte Forderungen richtig ab.)

Mit Ihrer Mail-Adresse und Ihrer Telefonnummer kann man noch mehr Schindluder treiben. Nun fischen Kriminelle nicht mehr im Trüben, sondern können ihre Angriffe individuell auf Sie abstimmen. Die Angreifer können Sie mit Namen ansprechen und Ihnen Informationen nennen (wie Ihr Geburtsdatum und Ihre Adresse), von der Sie glauben, dass sie nicht jeder kennt. Damit schaffen die Betrüger Vertrauen und haben es viel leichter, Sie zu überlisten.

Nun kann man Sie anrufen und behaupten, Sie hätten bei einem Gewinnspiel gewonnen. Zur Legitimierung kann man Ihnen Ihre persönlichen Daten nennen. Nun fragt man Sie nach Ihrer IBAN, damit man Ihnen den Gewinn überweisen kann. Klingt legitim? Abbuchungen können Sie innerhalb von 8 Wochen widerrufen? Das stimmt, aber nun wissen die Betrüger Ihre Kontonummer und auch bei welcher Bank Sie Ihr Konto haben. Genau so fangen viele Betrugsfälle an, bei denen den Opfern ein Schaden in Höhe von tausenden von Euros entstanden ist.

ACHTEN SIE AUF IHRE DATEN!